Beschreibung
Groove und frische Klangfarben von Jazz Guitar, Fender Rhodes Piano, Bass und Drums. Und mittendrin ein fast schon vergessenes Instrument: Das
100jährige C-Melody Saxophon! The Roaring Twenties. Blütezeit von Kunst, Kultur, Wissenschaft und sozialem Leben. Radio, Shows, Parties, Filme und die ersten Millionenhits der Musikgeschichte.
Der Jazz ist den Mississippi hinauf gezogen und erobert nun mit energetischen Rhythmen und fröhlichen Melodien die Metropolen Amerikas. Dabei gewinnt das Saxophon als Instrument immer mehr an Bedeutung. Aus der Faszination für die Musik dieser Ära heraus nahm der Saxophonist Mulo Francel, der sonst bei der Band Quadro Nuevo spielt, eine Herausforderung an:
Das Lächeln der Musik jener Zeit in einen modernen Kontext zu transferieren. Mit einem Team jüngerer Musiker, die teilweise selbst noch in ihren 20ern stecken. Mit einem Instrument, das in der populären Musik der 1920er Jahre weit verbreitet war und plötzlich für immer verschwand.
Das C-Melody Saxophon zeichnet sich durch einen frivolen Klang aus. Fast zirkushaft, mit einem positiven Timbre. Der Vorteil dieser Saxophon-Variante war, dass viele Amateure, die andere Instrumente in C-Stimmung (Klavier, Flöte, Geige, Orgel …) spielten, nun einfach ihre alten Noten für das in Mode gekommene Saxophon verwenden konnten. Und Noten waren damals teuer. Tausende wollten und konnten sich aufgrund des wirtschaftlichen Aufschwungs dieses Instrument als kleinen Luxus leisten, und so stapelten sich die C-Melodies bald als weihnachtlicher Verkaufsschlager unter den Christbäumen. Die Produktion von C-Melody-Saxophonen erreichte ihren Höhepunkt im Jahre 1923 in Elkhart, Indiana. Dabei wurden diese Hörner mit demselben Know How jener Jahre hergestellt wie ihre Bb imd Eb gestimmten Verwandten.
Allerdings waren die Spieler überwiegend Laien, welche das Instrument blastechnisch unbefriedigend beherrschten oder es in „Bierlaune“ bliesen. Später wurden diese Saxophone oft unprofessionell und mit billigen Materialien repariert, was den Klang nicht wirklich förderte. Daraus resultierte in der Fachwelt ein schlechter Ruf.
Mit dem Beginn der großen Depression Ende der 20er Jahre ebbte die Beliebtheit dieser Saxophon-Gattung rapide ab. Privatleute hatten kein Geld mehr, sich diesen „Luxusartikel“ zu leisten. Professionelle Musiker und ernsthafte Musikstudenten hatten für die Hobby-Instrumente nichts übrig.
Die Big Bands brauchten wie ein klassischer Chor eine klare Auffächerung der für den typischen Sound so wichtigen Sax-Section in Alt / Tenor / Bariton. Die Mittellage des C-Melody war da unpassend. In den renommierten Big Bands ab den 30er Jahren ist dieses Instrument nicht mehr zu finden. Kein einziges!
Die Konsequenz daraus war, dass die Firmen die Produktion dieser Ladenhüter aus Kosteneinsparungs- und Überlebensgründen einstellten. Die letzten C-Melodys wurden 1936 hergestellt. Danach verschwanden sie auf Speichern, in Kellern, Schränken, Pfandhäusern und gerieten in Vergessenheit.
Mulo Francel ist einer der wenigen Saxophonisten, die heute noch dieses Instrument meisterlich spielen. Er kaufte sein 1923 von der amerikanischen Firma Conn gebautes silbernes C-Melody für 125 Dollar auf einem New Yorker Flohmarkt. Es war von Anfang an auf fast jedem Quadro Nuevo Album mit dabei und besang bereits 1997 bei den ersten Aufnahmen der Band den Luna Rossa. Bei der erfolgreichen Jazz-Produktion BIX übernahm Mulo Francel die Rolle des einstigen C-Melody-Helden Frankie Trumbauer (1901-1956), der mit seinem Saxophon jahrelang den idealen Ergänzungspart zum legendären Kornettisten Bix Beiderbecke (1903-1931) bildete.
Francel selbst erklärt sein neuestes Album so:
„Mit Songs aus dessen Blütezeit will ich meinem extravaganten Instrument zum 100. Geburtstag einen musikalischen Gedenkstein setzen. Und ganz persönlich erinnere ich mich dabei auch an meine Urgroßeltern, die im Jahre 1923 aus dem beschaulichen Oberbayern nach New York auswanderten.“
Mulo Francel C-melody saxophone
Chris Gall fender rhodes piano
Philipp Schiepek guitar
Didi Lowka bass
Sebastian Wolfgruber drums
Andreas Hinterseher bandoneon (on 1) & trumpet (on 13)